Trauredner für freie Trauung

Welche Ausbildung sollte ein Trauredner haben?

Trauredner* ist kein geschützter Beruf, daher ist dafür keine Ausbildung vorgeschrieben. Dies nützen sehr viele Trauredner*, die als Quereinsteiger diesen Beruf anfangen. Dennoch ist es auch im Beruf des Trauredners* sinnvoll, eine Ausbildung zu haben. Denkt einmal an euren eigenen Beruf: egal ob ihr Spengler*, Schreiner*, Zahnarzt*, Rechtsanwalt* oder Herzchirurg* seid, ihr könntet selbstverständlich diesen Beruf auch ohne Ausbildung ausüben, wenn das erlaubt wäre. Im Lauf eurer Berufsjahre würdet ihr dabei mehr lernen als in jeder Ausbildung. Trotzdem werdet ihr sicher zustimmen, dass eure Ausbildung sinnvoll war, weil sie die Grundlagen gelegt hat für eure Tätigkeit. Diese Grundlagen geben eurer Arbeit eine höhere Qualität, weil eure Arbeit durch das Wissen aus eurer Ausbildung fundiert ist, also ein Fundament hat, und das macht einen Unterschied. Das ist in jedem Beruf so, und damit auch im Beruf des Trauredners*.

Immer wieder schreiben Paare: „Das Wichtigste ist, dass unser Trauredner* uns sympathisch ist.“ Natürlich, die Sympathie ist entscheidend, aber das gilt für alle anderen Berufe auch. Oder würdet ihr einen Spengler*, Schreiner*, Zahnarzt*, Rechtsanwalt* oder Herzchirurg* beauftragen, mit dem ihr menschlich nicht auskommt? Trotzdem werdet ihr sicher zustimmen, dass die Ausbildung ebenfalls wichtig ist. Wieviel mehr dann bei einem der wichtigsten Ereignisse eures Lebens!

 

*) Den Begriff „der Trauredner“ verstehen wir, so wie alle anderen hier genannten Berufe, als Berufs-, nicht als Geschlechtsbezeichnung. Selbstverständlich sind immer Trauredner (und andere Berufe) jeglichen Geschlechts gemeint.

Welche Ausbildungen für Trauredner gibt es?

Tatsächlich gibt es Anbieter, die eine Ausbildung speziell für Trauredner anbieten, und an deren Ende man ein Zertifikat bekommt, also zertifizierter Trauredner ist. Die IHK beispielsweise bietet solche Kurse mit entsprechender Zertifizierung an. Da diese Kurse teilweise von der Arbeitsagentur refinanziert werden, umfassen sie schwerpunktmäßig alle Aspekte, die man für die Existenzgründung als Trauredner braucht, also z.B. Buchhaltung, steuerliche und sonstige rechtliche Aspekte, Marketing und betriebswirtschaftliche Aspekte und eher nebenbei die Gestaltung von freien Trauungen, Willkommensfeiern und Trauerfeiern. Diese Kurse dauern entweder einen Tag oder ein Wochenende oder zwei Wochenenden, von denen eines für die Prüfung hergenommen wird. Aufbaukurse, die darüber hinausgehen, gibt es kaum. Das liegt weniger am fehlenden Angebot als an der fehlenden Nachfrage. Es ist für die Anbieter schlichtweg einfacher, ein Zertifikat mit so wenig Aufwand und so wenig Kosten wie möglich zu verkaufen. Längere Ausbildungen oder Aufbaukurse werden schlichtweg nicht nachgefragt und daher auch nicht angeboten.

Die einzige wirkliche Möglichkeit, umfassend als Trauredner ausgebildet zu werden, ist somit ein Theologiestudium. Wer dieses nicht hat, kann jedoch verschiedene andere Ausbildungen machen, die für die Tätigkeit als Trauredner wichtig sind. Wichtige Aspekte hierbei sind Philosophie, Dramaturgie, Rhetorik sowie therapeutische Fähigkeiten.

Philosophische Ausbildung

Das Wort „Philosophie“ bedeutet „Liebe zur Weisheit“. Die Philosophie denkt über die grundlegenden Dinge nach. Von grundlegenden Dingen sprechen zu können, ist auch wichtig, wenn es um die Liebe geht. Daher gehört Philosophie unbedingt zur Ausbildung eines Trauredners.

Rhetorische Ausbildung

Dass Rhetorik für die Ausbildung eines Trauredners wichtig ist, erklärt sich von selbst. Es reicht eben nicht, dass man gerne redet, man muss es auch können. Die Redekunst ist nicht umsonst eine eigene Wissenschaft, weil für die Qualität einer Rede sehr viele Aspekte wichtig sind.
Zur rhetorischen Ausbildung gehören neben theoretischem Wissen über Stil und Aufbau einer Rede, Stilmittel und Redegestaltung auch praktische Übungen zur Atmung, Stimmbildung und Haltung etc.

Ausbildung in Dramaturgie/Zeremonieaufbau

In der Dramaturgie geht es darum, wie man als Trauredner auftritt und wie man eine Zeremonie leitet, wie man einen Spannungsbogen entfaltet und hält, wie man Interesse weckt und die Aufmerksamkeit seiner Zuhörer behält, welche Rituale mit welchen passenden Symbolen man in welchen Situationen einsetzen kann und in welchen nicht und wie man diese Rituale richtig angeleitet und durchführt.

Therapeutische Ausbildung:

Manchmal ist die Vorfreude auf die Hochzeit nicht ganz so ungetrübt: Geschiedene immer noch zerstrittene Eltern, das eigene schwierige Verhältnis zu einem Elternteil oder zu beiden, schwere Krankheiten, Todesfälle kurz vor der Hochzeit, unverarbeitete Konflikte zum eigenen Ex-Ehepartner. All diese Punkte haben gewisse Auswirkungen auf die Stimmung des Hochzeitstages bzw. können sogar langfristig in eine Ehe strahlen.
Trauredner ohne therapeutische Ausbildung bekommen diese Nebengeräusche gar nicht mit und interessieren sich dafür auch nicht, weil sie ja nur die witzigen, tollen Geschichten erzählen möchten und damit die Trauung zu einem Happy End machen möchten.

Was ist aber im Ehe-Alltag? Und ihr möchtet ja miteinander alt und runzelig werden. Ein Trauredner mit einer therapeutischen Ausbildung wird immer auch mit euch zusammen in die schattigen Ecken schauen, um Licht in diese Ecken zu bringen, so dass ihr einen wirklich unbeschwerten, wunderschönen Hochzeitstag erlebt und miteinander tatsächlich alt und runzelig werdet.

Theologische Ausbildung:

Ein Theologiestudium umfasst alle oben genannten Aspekte:

  • Das Philosophiestudium ist Voraussetzung, um überhaupt mit der Theologie beginnen zu können. Somit ist jeder studierte Theologe gleichzeitig auch Philiosoph.
  • Dramaturgie ist ein entscheidender Teil des theologischen Fachgebiets Liturgie. Dort geht es darum, wie eine Zeremonie aufgebaut wird und wie man sie plant und durchführt.
  • Pädagogik, also die Lehre, wie man etwas vermittelt, ist ebenfalls Teil der theologischen Ausbildung.
  • Die biblischen Wissenschaften vermitteln die Fähigkeit, mit Texten umzugehen, sie zu analysieren und sie in das konkrete Leben zu übertragen, wie dies ja auch in der freien Trauung geschieht.
  • Zum Theologiestudium gehören auch psychologische Grundlagen und insbesondere Biografiearbeit, also Lebensgeschichten - manchmal sogar eine therapeutische Zusatzausbildung.
  • Selbstverständlich ist Rhetorik für das Theologiestudium unabdingbar. Somit deckt ein Theologiestudium also alle Aspekte ab, die für die Ausbildung eines Trauredners wichtig sind.

Wichtig: Wenn ihr im Fragebogen eine theologische Ausbildung anklickt, bedeutet dies nicht, dass euer Trauredner eure Trauung religiös gestalten wird. Falls ihr religiöse Elemente in eurer Trauung möchtet, könnt ihr dies an anderer Stelle angeben, nämlich bei der Frage nach den religiösen oder kulturellen Traditionen, die ihr in eure Trauung integrieren möchtet. Es gibt durchaus auch Redner ohne theologische Ausbildung, die eine Trauung mit religiösen Elementen der entsprechenden Konfession gestalten können, und umgekehrt gibt es auch Trauredner mit theologischer Ausbildung, die ihre Trauungen nicht religiös gestalten möchten. Die theologische Ausbildung des Redners hat also nichts mit der religiösen Ausrichtung eurer Trauung zu tun. Dies sind zwei unterschiedliche Aspekte, die ihr an unterschiedlichen Stellen des Fragebogens regeln könnt.

Wie lange dauert die Ausbildung zum Trauredner?

Wie oben bereits erwähnt, haben sogenannte „zertifizierte Trauredner“ die kürzeste Ausbildung, nämlich ein bis sechs Tage. Weitere Fortbildungen in verschiedenen Bereichen dauern entsprechend länger. Ein Theologiestudium dauert mindestens fünf Jahre, die gesamte Ausbildung bis zur zweiten Dienstprüfung sogar mindestens elf Jahre. Dabei sind jedoch nicht alle Aspekte des Studiums für die Tätigkeit als Trauredner relevant.

Ausbildungsangebot für Trauredner

Möchten Sie selbst Trauredner werden? Informieren Sie sich hier über unsere Ausbildung:

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